Zwei Ehepaare, Sex-Fragen und mehr

13.5.2021
 in 
Sex & Heirat
K

urz und bündig, klar und deutlich. So geben zwei Ehepaare Antworten auf Fragen, die du dir vielleicht auch schon gestellt hast. Was beide Paare verbindet, ist die Überzeugung, dass Sex ein unglaublich schönes Geschenk von Gott ist, das sie als Paar immer wieder neu entdecken und geniessen.

Welches sind aus eurer Erfahrung die brennendsten Themen, die Jugendliche und junge Erwachsene zum Thema Sexualität beschäftigen?

Götz: Eine Hauptfrage, die wir feststellen: «Ist das echt?» Es geht um Identität: Diese Art Leben zu gestalten – bin das ich? Ist das echt? Eine der grössten Herausforderungen in der heutigen Zeit ist, dass online so viel «fake» ist. Gleichzeitig ist folgende Erfahrung da: Unsere Eltern/Grosseltern fragten nach richtig/falsch – aber wenn man sich diese Leben anschaut, war eben vieles nicht echt. Ein Beispiel: «Wahr ist», dass man warten soll mit Sex. Fragt man nach, haben viele aber nicht gewartet – das ist nicht echt! Die Jungen heute akzeptieren praktisch jeden Lebensentwurf, wenn er authentisch ist. Fragen rund um Gender, Homosexualität, Selbstbefriedigung etc. werden alle unter dieser Leitfrage angeschaut: Ist es authentisch? Hier liegt die Herausforderung: Wir müssen uns überlegen, wie wir argumentieren. Die zentralen Anliegen des christlichen Glaubens bleiben dieselben, aber wenn wir auf die Jungen eingehen wollen, muss sich unsere Argumentationsweise verändern. 

Die zentralen Anliegen des christlichen Glaubens bleiben dieselben. Janine und Pascal Götz

Sexuelle Enthaltsamkeit ausserhalb der Ehe ist für viele Christen noch immer ein hohes Ideal. Ist das noch zeitgemäss? Kann man das überhaupt noch erwarten?

Gasser: Man kann sicher niemanden dazu zwingen, aber man kann dazu ermutigen! Falsch bzw. in falschem Rahmen ausgelebte Sexualität verursacht unglaublich viel Schmerz. Es braucht deshalb ein klares Verständnis, weshalb man verzichtet und was dadurch zu gewinnen ist. Im Internet findet man viele Clips zum berühmten Marshmallow-Experiment. Kinder erhalten ein Marshmallow und sie dürften es eigentlich sofort essen. Falls sie aber noch 20 Minuten warten wollen gibt es noch zwei weitere Marshmallow dazu. Es ist köstlich amüsierend, die «Kämpfe» der Kinder zu beobachte: Soll ich’s essen? Soll ich nicht? Aber im Bereich der Sexualität ist es überhaupt nicht lustig, wenn Menschen nicht verzichten können oder nicht verzichten wollen. Denn sie verletzen dabei ja häufig nicht nur sich selbst, sondern auch andere. Du hast vielleicht schon früh gelernt, deine Lust auf Sex immer grad selbst zu befriedigen. Pornographie fördert das natürlich, und so entstand dein Gefühl, dass du Sex halt einfach brauchst. Schnell entwickeln sich daraus sexuelle Abhängigkeiten und Heimlichkeiten. Wenn Kinder und Jugendliche dann ausprobieren wollen, was sie im Internet sehen, führt dies leicht zu Grenzüberschreitungen und Missbrauch. Verzichten zu können führt also zu mehr Lebensqualität. Ob beim Marshmallow-Experiment oder beim Sex. Ein wichtiges Thema muss deshalb in der Sexualerziehung und in der christlichen Gemeinde auch der Verzicht sein, aber christliche Leiterinnen und Leiter haben oft Angst, dies anzusprechen. Denn die Gesellschaft versteht «Sex für alle» als Menschenrecht, und verunglimpft uns rasch als «Spass-bremsen». Obwohl die gegenwärtige liberale Sexualmoral bei ehrlicher Betrachtung deutlich mehr Sumpf als Spass produziert.

Es braucht ein klares Verständnis, weshalb man verzichtet und was dadurch zu gewinnen ist. Christa und Wilf Gasser

Es ist nicht gerade trendy, in der Öffentlichkeit über Gottes Ordnungen im Bereich Sexualität zu sprechen. Was ratet ihr jungen Menschen, wenn sie es trotzdem tun und in der Öffentlichkeit zur biblischen Sexualethik stehen?  

Götz: Die Leute werden merken, ob du authentisch bist oder nicht. Sprich deshalb nur über die Themen, von denen du wirklich überzeugt bist.

Gasser: Wie junge Menschen ihre Sexualität gestalten, liegt in ihrer persönlichen Verantwortung. Sie müssen wissen, warum sie sich an biblische Massstäbe halten wollen, und müssen dies auch begründen können. In 1. Thessalonicher 4, 3 – 5 macht Paulus zwei interessante Aussagen. Vers 4: «Jeder von euch muss lernen, Herr über seine Triebe zu sein...» Mit anderen Worten: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und Gott traut uns zu, dass wir den guten Umgang mit der Sexualität lernen. Und Vers 5: «Lasst euch nicht von Begier-den und Leidenschaften beherrschen wie die Menschen, die Gott nicht kennen.» Für Paulus ist klar, dass sich Nachfolger von Jesus auch in ihrem Umgang mit der Sexualität unterscheiden sollen. Wenn die biblische Ethik für junge Menschen Sinn macht, können sie auch darüber reden. Aber bis es soweit ist, müssen wir in Familie und Gemeinde darüber reden! Wir ermutigen junge Menschen, Gott als Coach in ihre sexuelle Entwicklung einzuladen. 

Was begeistert Euch persönlich und euch als Paar an der biblischen Sexualethik? 

Götz: Da wiederholen wir uns gerne: Dass Gott es so wunderbar gut mit uns meint! Er hat uns die Sexualität geschenkt und will uns gleichzeitig anleiten, unser Leben gut zu leben und uns so auch vor Verletzungen schützen. Wenn wir das zutiefst begreifen und glauben, dann können wir Sexualität in voller Freiheit leben. Weil wir wissen, Gott steht dahinter. Dann machen uns all die Spannungen und Fragen auch weniger aus. Uns begeistert, dass Gott uns in allen Lebensbereichen, eben auch in der Sexualität, begleiten will und für uns ist!

Gasser: Dass sie die Grundlage legt für eine lebenslange Entwicklung. Die «gemeinsame Selbstbefriedigung» läuft sich naturgemäss in jeder Beziehung tot. Sie hinterlässt oft viel Frust und Verletzung. Die biblische Sexualethik – und dazu gehört natürlich auch Vergebung und Versöhnung! – hilft uns, die Intimität in jeder Lebensphase wieder neu zu entdecken und manchmal sogar neu zu erfinden. Wir erleben heute unsere Sexualität in einer Vertrautheit und Gelassenheit, wie wir es uns als junge Menschen nicht vorstellen konnten. Damals träumten wir vielleicht von heissem Sex, aber dass die Sexualität unsere Beziehung langfristig dermassen bereichert und belebt, hätten wir uns nicht träumen lassen. 

Uns begeistert, dass Gott uns in allen Lebensbereichen, eben auch in der Sexualität, begleiten will und für uns ist! Janine und Pascal Götz 

Christa und Dr. med. Wilf Gasser sind seit 1983 verheiratet und leben mit drei Familien im «House of Peace» in Bern. Acht Kinder im Haus und acht Enkel halten sie jung. Sie gehören zur Vineyard Bern und Wilf ist Präsident der Schweizerischen Evangelischen Allianz. Christa und Wilf haben eine grosse Leidenschaft für gelingende Beziehungen und für eine wachsende Sprachfähigkeit was erfüllende Paarsexualität anbelangt. Seit 25 Jahren setzen sie sich in Seminaren und Beratungen dafür ein.

Janine und Pascal Götz sind seit 2012 verheiratet und haben eine Tochter. Sie wohnen in Pfäffikon ZH. Pascal ist Hauptpastor der örtlichen Chrischonagemeinde, Janine arbeitet nebst dem Mutter sein selbstständig als Beraterin rund um den weiblichen Zyklus, die natürliche Familienplanung und Sexualaufklärung.

Vertiefungsfragen

für deinen Livegroove, deine Kleingruppe oder einfach für euch als Freunde

  1. Hast du Freunde, die bezüglich Sex anderer Meinung sind? Überlege dir, wo deine persönliche Meinung ist und wie du argumentieren kannst.
  2. Überlege dir, wie du reagierst, wenn ein Kollege/ eine Kollegin deine Meinung massiv angreift und dich an den Pranger stellt. Wie gehst du damit um?
  3. Lest gemeinsam 1. Thess. 4, 3-5 und tauscht darüber aus.

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