ie Schweiz stimmt am 26. September 2021 über die «Ehe für alle» ab. Diese Thematik ist heiss diskutiert. Wir als Fight4Love Team stellen uns klar dagegen. Wir teilen die Argumente von Paul Bruderer gegen die Ehe für alle und teilen hier seinen Blogger Beitrag von der Daniel Option mit dir.
Zudem findest du hier zwei spannende Videos zu dieser Thematik.
Ehe für alle
Ein Blog-Beitrag von Paul Bruderer
13. Juli 2021
Die Schweiz stimmt am 26. September 2021 über die «Ehe für alle» ab. Innerhalb wenigen Tagen haben zwei grosse christliche Organisationen ihre Stellungnahmen und die entsprechenden Wahlempfehlungen veröffentlicht: Die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) und der Dachverband der Freikirchen (Freikirchen.ch). Zusammen repräsentieren sie ca. die Hälfte der Gottesdienstbesucher an einem regulären Wochenende. Doch die Unterschiede könnten kaum grösser sein. Ein persönlicher Kommentar.
Während der Dachverband der Freikirchen empfiehlt, die «Ehe für alle» abzulehnen (also am 26. September «Nein» zu stimmen), vertreten die Evangelisch-reformierten Kirchen ein deutliches «Ja» zur Ehe für alle (also am 26. September «Ja» zu stimmen). Interessant ist es nun, die unterschiedlichen Schwerpunkte in den Argumentationen zu beobachten.
Reformierte Kirche
Die EKS bekräftigt in ihrer aktuellen Medienmitteilung die bereits im Herbst 2019 gelieferte Begründung. Sie konzentriert sich dabei ausschliesslich auf den Beziehungsaspekt der gleichgeschlechtlichen Partner. Verschiedene sexuelle Orientierungen seien «Ausdruck geschöpflicher Fülle» und deshalb sei der Ehe für alle zuzustimmen. Die mindestens ebenso wichtige Frage der Samenspende für lesbische Paare, die auch Teil der Abstimmung am 26. September ist, wird leider völlig ausgelassen.
Die EKS kündigt in der Medienmitteilung ein Grundlagenpapier an, das sich mit den «weiterführenden, bioethischen und fortpflanzungsmedizinischen Fragen» beschäftigen wird. Dieses wird jedoch erst nach der Abstimmung veröffentlicht. Die EKS gibt den Wählern also keine Hilfestellung zu den brisanten Fragen der Samenspende. Doch die Thematik muss vor der Abstimmung diskutiert werden! Dies umso mehr, als mit Sicherheit bald, wie in anderen Ländern schon, die Forderung nach Leihmutterschaft im Raum stehen wird.
Es scheint, dass die EKS ihrer bisherigen Strategie treu bleibt, die sexualethischen Entwicklungen unserer Gesellschaft tendenziell zu übernehmen und postfaktisch theologische Argumente zu finden.
Freikirchen.ch
Interessierte Stimmbürger, die bei der EKS keine nützlichen Denkangebote finden, werden beim Dachverband der Freikirchen (Freikirchen.ch) fündig. Freikirchen.ch konzentriert sich auf den hohen Wert der heterosexuellen Ehe und auf die Sorge für das Wohl gleichgeschlechtlicher Paare, kommt aber wegen zwei Themen zum gegenteiligen Schluss als die EKS: Das Wohl der Kinder und die Frage, wie das Gesetz Unterschiede regeln kann, ohne zu diskriminieren:
Frauen sind die besseren Mütter. Männer sind die besseren Väter. Die Ehe zwischen Mann und Frau unterstützt das Recht und den Gewinn der Kinder, bei einem männlichen und weiblichen Elternteil aufzuwachsen und von deren Unterschiedlichkeit und Ergänzung zu profitieren.
…
Eine Differenzierung grenzt sich ab von Diskriminierung (ungerechtfertigte Benachteiligung) und Pauschalisierung (Gleichmachung von Unterschiedlichem).
Ich finde es super, wie Freikirchen.ch eine Abwägung sucht, welche das Wohl gleichgeschlechtlicher Paare und das Wohl der Kinder einzubeziehen sucht. Freikirchen.ch stellt die wichtige Frage: «Ist die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare inkl. Samenspende eine Pauschalisierung ungleicher Beziehungen, welche mitunter neue Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen von Kindern hervorruft?»
Meine Meinung
Was das Ausleben von Homosexualität im Kontext der Kirche betrifft, habe ich die Entwicklung meiner Haltung bereits in einem anderen Artikel ausführlich beschrieben. Meine Meinung ist, dass Kirchen Räume der Gnade sind für alle Menschen. Gleichgeschlechtliche Paare können jedoch nicht kirchlich gesegnet werden.
Mir war aber bis vor wenigen Monaten unklar, was dies in Bezug auf die zivilgesetzlich geregelte Ehe für alle bedeutet. Ich war offen für die Idee einer gesetzlichen Öffnung der zivilen Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Dies bin ich inzwischen nicht mehr, und zwar wegen der beiden Punkte, die bei Freikirchen.ch zum Ausdruck kommen. Ich möchte sie kurz ausführen, in der Hoffnung, dass meine Leser die Denkangebote in ihre Meinungsbildung mit einbeziehen werden. Ich meine, die Schweiz sollte die noch vorhandenen Lücken der eingetragenen Partnerschaft schliessen, anstatt die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare zu öffnen. Dies ist der beste Weg, das Wohl gleichgeschlechtlicher Paare zu sichern, ohne das Wohl der Kinder unnötig zu gefährden.

1. Kinder können keine gleichgeschlechtliche Liebe verkörpern
Ein Kind repräsentiert das kombinierte Erbe seiner Eltern. Es verkörpert seine biologischen Eltern und ist somit ein lebendiger Zeuge von deren Intimität und ist ein Träger der Identität früherer Generationen. Das Kind verkörpert damit die Dauerhaftigkeit der Ehe wie auch deren grundlegend heterosexuelles Wesen. Dasselbe ist für gleichgeschlechtliche Paare physisch schlicht unmöglich. Kein Mensch existiert als Ausdruck der Intimität einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft, weshalb die heterosexuelle und gleichgeschlechtliche Partnerschaft sich grundlegend unterscheiden. Jeder Mensch — auch der homoerotisch orientierte — repräsentiert und verkörpert die heterosexuelle und nicht die gleichgeschlechtliche Liebe.
Was diese schlichte, aber grundlegende Tatsache für die gleichgeschlechtliche Liebe bedeutet, ist eine wichtige Frage. Ich kenne den starken und dringenden Wunsch nach Kindern aus persönlicher Erfahrung nur zu gut. Ich habe verhältnismässig spät geheiratet und in den Jahren davor war eine meiner grössten Nöte die Vorstellung, niemals im Leben Vater zu werden. Ich vermute, dass hier auch viele gleichgeschlechtliche Paare grosse Trauer empfinden: Das Kind, welches sie sich (vorgestellt oder in Wirklichkeit) gemeinsam wünschen, wird letztlich niemals ihre Liebe verkörpern können. Hier müssen wir mit ihnen trauern. Und wir müssen leben, wozu Freichkirchen.ch richtigerweise aufruft, damit homosexuellen Menschen auf passende Weise eine Rolle gegenüber Kindern ausleben können:
Familien sind aufgerufen, kinderlose Erwachsene soweit möglich in ihre familiären Beziehungen einzubeziehen und sie am Familienleben teilhaben zu lassen.
Wir dürfen die Bedeutung der hier genannten Realität jedoch niemals nur für das gleichgeschlechtliche Paar durchdenken, sondern immer auch für das Kind. Auf die Auswirkungen für die durch Samenspende (oder Leihmutterschaft) gezeugten Kinder wird in einem längeren, ausführlichen Artikel eingegangen. Die Vorenthaltung eines biologischen Elternteils eines Kindes ist ein massiver Eingriff in dessen Leben. Normalerweise wird ein derartiger Schritt nur in äussersten Notfällen vollzogen, z.B. bei einer Adoption. Es ist gut, dass es die Möglichkeit der Adoption gibt, um in einer extremen Notsituation einem Kind eine Verbesserung seiner Umstände zu ermöglichen. Trotzdem leiden Kinder in vielen Fällen ein Leben lang an der Trennung von einem oder beiden biologischen Eltern.
Dass derart massive Eingriffe ins Leben von Kindern durch ein “Ja” zur Ehe für alle von vornherein und damit systemisch etabliert werden sollen, ist aus meiner Sicht nicht zu verantworten . Es gibt kein Recht auf Kinder, etwas, das auch kinderlose heterosexuelle Paare ebenso schmerzhaft akzeptieren müssen. Ein “Ja” zur Ehe für alle inkl. Samenspende (und später Leihmutterschaft) etabliert meiner Meinung nach nichts weniger als eine systemische Ungerechtigkeit gegenüber Kindern. Dies, um gleichgeschlechtlichen Paaren etwas zu ermöglichen, das niemals das Gleiche sein kann wie das, was heterosexuelle Paare erfahren, wenn diese Kinder zeugen. Ich denke, dass wir es hier tatsächlich mit einer Gleichmachung von Ungleichem zu tun haben, womit massive Diskrimierungen etabliert würden.
Dies alles bedeutet nicht, dass ich die heterosexuelle Ehe idealisiere, als wäre dort für die Kinder alles immer nur gut. Mir geht es darum, dass es das Kind ist, welches ein Recht hat: Das Recht, wenn irgend möglich bei seinen biologischen Eltern aufzuwachsen. Die UN-Kinderrechtskonvention Art. 9 bestätigt dieses Recht.
Das Kindeswohl muss Vorrang haben vor dem Erwachsenenwohl. Bei allen verständlichen Bemühungen unserer Gesellschaft, gleichgeschlechtlichen Paaren Chancengleichheit zu ermöglichen, ist dies in Sachen Kinder schlicht nicht möglich. Ich finde, dass dies in den gesellschaftspolitischen Diskurs einfliessen muss und sachlich diskutiert werden darf.

2. Differenzierung ist nicht automatisch Diskriminierung
Wie kann das Gesetz das Wohl gleichgeschlechtlicher Paare ebenso wie das Wohl von Kindern gut regeln? Als Erstes muss man zur Kenntnis nehmen, dass das Gesetz immer differenziert. Aber nicht jede Differenzierung (also Ungleiches unterschiedlich regeln) ist automatisch eine Diskrimierung (also ungleiche Behandlung von Gleichem). Wir können das schnell verstehen, wenn wir sehen, dass der im Gesetz verankerte Begriff der Ehe immer gewissen Menschen den Zugang zur Ehe verwehrt. Egal wie die Abstimmung ausfällt, wird das Gesetz dies auch künftig tun. Jugendliche unter 18 Jahren können nicht heiraten. Multiple Ehepartner sind aktuell verboten oder ebenso das Heiraten von Menschen, die zu nahe verwandt sind. Wenn das Gesetz solche Ausschlüsse vornimmt, ist es nicht prinzipiell diskriminierend, sondern zeigt die notwendige Eigenschaft, objektive Unterschiede zu differenzieren, zugunsten der unterschiedlichen Situationen.
Weil die gleichgeschlechtliche und heterosexuelle Partnerschaft sich wegen dem Bezug auf Kinder grundlegend unterscheiden (siehe oben), entspricht es dem juristischen Grundsatz der Rechtsgleichheit, wenn das Gesetz eine differenzierte Ordnung definiert, anstatt Ungleiches gleich zu behandeln. Die pauschale Gleichbehandlung von Ungleichem führt zur Täuschung in Bezug auf das Wesen der gleichgeschlechtlichen Partnerschaft und zur systemischen Ungerechtigkeit gegenüber Kindern.
Es geht mir nicht darum, gleichgeschlechtlichen Paaren die Liebe abzusprechen, sondern darum, dass einer Verbindung, die in Bezug auf Kinder eine grundlegend andere als die heterosexuelle Verbindung ist, der passende rechtlichen Rahmen gegeben wird. Dieser Rahmen ist in der seit 2007 vorhandenen Möglichkeit der eingetragenen Partnerschaft bereits vorhanden. Die eingetragene Partnerschaft benötigt einen Ausbau im Bereich des gemeinsamen Bürgerrechts und der Gütergemeinschaft. Zudem muss eine Lösung gefunden werden für den Fall, dass gleichgeschlechtlich orientierte Personen in Länder reisen, in denen einer eingetragene Partnerschaft mit Diskriminierung oder Anfeindung begegnet werden könnte. Wenn das Gesetz auf diese Weise Unterschiedliches differenziert behandelt, diskriminiert es meiner Meinung nach nicht, sondern tut lediglich das, was es notwendigerweise tun muss.
Zusätzlich ist zu fragen: Wenn gleichgeschlechtlichen Paaren der Zugang zur Ehe möglich gemacht werden soll, weil die eingetragene Partnerschaft als Ehe zweiter Klasse gesehen wird, müsste begründet werden, warum andere Formen von Lebensgemeinschaften nicht genauso zugelassen werden müssten. Warum kann ein Mann nicht mehrere Frauen heiraten oder eine Frau mehrere Männer? Warum soll es Singles verwehrt sein, ihre Pension an einen besten Freund zu vererben? Welches Kriterium ist hier im Spiel, welches die Zulassung gleichgeschlechtlicher Paare zur Ehe begründet, dies anderen Verbindungen jedoch verwehrt ? Insofern ist die Wahl des Slogans «Ehe für alle» denkbar ungünstig gewählt! Für alle — wirklich? Niemand argumentiert, dass die Ehe wirklich für alle geöffnet werden soll. Und weil niemand das wirklich will, ist die Frage berechtigt, warum die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet werden soll, aber nicht für andere.
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